Bericht über die Bundesdelegiertentagung 2025

15.12.2025

UdVA-Bundesdelegiertentagung in Berlin mit starken Impulsen für die weitere Arbeit

75 Jahre Engagement – Vorstandswahlen, Beschlüsse und Impulse für die Zukunft

Am 5. und 6. Dezember 2025 kamen die Delegierten der Union der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten der CDU und CSU (UdVA) im Berliner Konrad-Adenauer-Haus zu ihrer Bundesdelegiertentagung zusammen. Unter dem Leitwort „75 Jahre – Für Vertriebene, Aussiedler und die Heimat“ stand die Tagung im Zeichen eines doppelten Jubiläums: 75 Jahre nach Gründung der Vorgängerorganisation „Landesverband Oder-Neiße“ der CDU sowie 75 Jahre nach Verabschiedung der Charta der deutschen Heimatvertriebenen.

Neuwahl des Bundesvorstands
Im Verlauf der Tagung wurde turnusgemäß auch der UdVA-Bundesvorstand neu gewählt. Zum Bundesvorsitzenden wiedergewählt wurde dabei der bisherige Amtsinhaber Egon Primas (Thüringen) mit 96,8 Prozent der Delegiertenstimmen. Primas steht seit 2017 an der Spitze der UdVA und war über viele Jahre Mitglied des Thüringer Landtags und dort stellvertretender CDU-Fraktionsvorsitzender. Er ist auch Landesvorsitzender des Bundes der Vertriebenen (BdV) in Thüringen sowie BdV-Vizepräsident auf Bundesebene.

In seiner Rede betonte Primas: „Nach 75 Jahren ist unsere Arbeit aktueller denn je: für Kulturerhalt, für Identität und für ein geeintes Europa.“ Er unterstrich die besondere Stärke der UdVA durch ihre gewachsenen Netzwerke in Politik und Gesellschaft: Die Vereinigung wirke „schlagkräftig durch ihre Verbindungen in die Zivilgesellschaft, in die Verbände und ins Ausland“ – dies präge das Profil der Unionsparteien heute so stark wie selten zuvor. Wenn politische Verantwortung, parlamentarische Arbeit und das Engagement der Verbände dabei eng ineinandergreifen, könne es gelingen, in dieser Legislaturperiode konkrete Fortschritte zu erzielen, die den Vertriebenen, Aussiedlern und deutschen Minderheiten unmittelbar zugutekommen. Ziel bleibe es, politische Heimat zu bieten, die Arbeit der UdVA generationenübergreifend zu sichern und in die Zukunft fortzuführen.

Zu stellvertretenden Bundesvorsitzenden wurden gewählt:

Dr. Bernd Fabritius (Bayern, Wiederwahl
Werner Jostmeier (Nordrhein-Westfalen, erstmalig als Stellvertreter)
Albina Nazarenus-Vetter (Hessen, Wiederwahl)
Heiko Schmelzle (Niedersachsen, Wiederwahl)
Christoph Zalder (Baden-Württemberg, Wiederwahl)

Zum neuen Schatzmeister wurde mit Andreas Hofmeister MdL (Hessen) gewählt, der bisher als Beisitzer im Bundesvorstand mitgewirkt hatte. Hofmeister ist auch Beauftragter der Hessischen Landesregierung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler. Der bisherige Schatzmeister Philipp Amthor MdB (Mecklenburg-Vorpommern) stellte sich aufgrund seiner Berufung zum Parlamentarischen Staatssekretär beim Bundesminister für Digitalisierung und Staatsmodernisierung nicht erneut zur Wahl, war aber vor Ort, um den Gewählten zu gratulieren.

Als Hauptgeschäftsführer wurde Klaus Schuck (NRW) wiedergewählt.
Mitgliederbeauftragter bleibt Nikolaus Poppitz (Rheinland-Pfalz).
Zu Beisitzern wurden gewählt:

Herta Daniel (Bayern, Wiederwahl) 
Frank Hirche (Sachsen, Wiederwahl)
Klaus Hoffmann (Baden-Württemberg, Wiederwahl)
Liliana Hrytsyshyn (Thüringen, erstmalig)
Keti Langrehr (Niedersachsen, Wiederwahl)
Maximilian Lietz (Nordrhein-Westfalen, erstmalig)
Thomas Mittermeier (Bayern, Wiederwahl)
Johann Thießen (Hessen, Wiederwahl)

Merz: UdVA ist ein unverzichtbarer Teil der Partei-DNA
Bundeskanzler Friedrich Merz MdB, der als CDU-Vorsitzender ursprünglich persönlich sprechen wollte, konnte aufgrund kurzfristiger terminlicher Verpflichtungen nicht anwesend sein. In seinem schriftlichen Grußwort würdigte er ausdrücklich die historische und aktuelle Bedeutung der UdVA: „Die Vertreter der deutschen Heimatvertriebenen haben einen unschätzbaren Beitrag zur Versöhnung für unermessliches Leid erbracht – und tun dies bis heute. Die Union war und ist dabei die starke politische Kraft an ihrer Seite. In keiner anderen Partei versammeln sich die Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten so zahlreich, um ihren Forderungen und Anliegen politisches Gewicht zu geben. Ihre Arbeit in unserer Partei ist ein unverzichtbarer Teil unserer gemeinsamen DNA.“ Merz erinnerte zudem an die historische Entwicklung der Vereinigung seit 1945 und unterstrich die Kontinuität ihres politischen Auftrags.

Söder: Friedensnobelpreis für die Versöhnungsarbeit der Vertriebenen
Der Vorsitzende der CSU in Bayern, Ministerpräsident Dr. Markus Söder MdL, hatte eine Videogrußbotschaft geschickt, in der er herausstellte, wie sehr die CSU, aber auch der Freistaat Bayern als Ganzes den von der UdVA vertretenen Anliegen verbunden sei. Sudetendeutsche, Siebenbürger Sachsen, Ostpreußen, Deutsche aus Russland und viele andere Vertriebenengruppen hätten in Bayern eine neue Heimat gefunden. Die UdVA lobte er, stellvertretend für sämtliche engagierten Verbände, insbesondere für ihre Friedensarbeit und erneuerte seine Forderung eines Friedensnobelpreises für den Personenkreis.

Impulse aus Bundesregierung, Bundestag und Verbandsarbeit
Inhaltlich ergänzt wurden die Beratungen der Bundesdelegiertentagung durch persönliche Gruß- und Impulsbeiträge aus Bundesregierung, Bundestag und dem Verbandsbereich.

Der erneut berufene Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Dr. Bernd Fabritius, betonte die besondere Verantwortung der Bundespolitik gegenüber den Vertriebenen, Aussiedlern sowie den deutschen Minderheiten in Ostmittel-, Ost- und Südosteuropa und in den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion. Er verwies auf die politische Aufwertung seines Amtes sowie auf die Zusammenführung der Zuständigkeiten im Bundesinnenministerium. Diese neue Struktur eröffne die Möglichkeit, Anliegen künftig kohärenter, schlagkräftiger und aus einem Guss zu vertreten. Fabritius hob zugleich die Rolle der UdVA als wichtige Schnittstelle zwischen Politik, Verbänden und internationalen Partnern hervor und würdigte ihre Funktion „Vereinigung von Multiplikatoren“ für Verständigung, Integration und politische Teilhabe.

Der Vorsitzende der Gruppe der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Klaus-Peter Willsch MdB, unterstrich später die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Fraktion und UdVA. Er machte deutlich, dass zentrale Anliegen der UdVA in den vergangenen Jahren wieder deutlich stärker parlamentarisch verankert werden konnten – sowohl im Grundsatz- und Wahlprogramm der Union als auch im Koalitionsvertrag. Die UdVA sei dabei ein unverzichtbarer Impulsgeber, um die Perspektiven der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten frühzeitig und wirkungsvoll in politische Entscheidungsprozesse einzubringen.

Auch der Präsident des Bundes der Vertriebenen, Stephan Mayer MdB, hob die gewachsene politische Bedeutung der gemeinsamen Arbeit von BdV, UdVA sowie den zuständigen Akteuren in Bundestag und Bundesregierung hervor. Er erinnerte daran, dass mehrere Millionen Bürgerinnen und Bürger in Deutschland eine Vertriebenen- oder Aussiedlerbiografie hätten und diese Gruppe damit auch politisch ein erhebliches Gewicht besitze. Mit einem augenzwinkernden Seitenblick auf die jüngsten strukturellen Veränderungen sprach Mayer davon, dass das Bundesinnenministerium inzwischen beinahe den Charakter eines „Bundesvertriebenenministeriums“ angenommen habe – eine Entwicklung, die er ausdrücklich begrüßte. Die Bündelung der Zuständigkeiten eröffne die Chance, Anliegen künftig wirkungsvoller zu bearbeiten. Zugleich machte Mayer deutlich, dass insbesondere im Bereich der rentenrechtlichen Benachteiligungen von Aussiedlern und Spätaussiedlern weiterhin politischer Handlungsbedarf bestehe.

Anträge und Beschlüsse: klare politische Schwerpunktsetzungen
Einen zentralen inhaltlichen Schwerpunkt der Bundesdelegiertentagung bildeten die Beratungen und Beschlüsse zu mehreren Anträgen, mit denen die UdVA ihre politischen Kernanliegen für die kommenden Jahre deutlich bekräftigte.

Mit großer Zustimmung verabschiedeten die Delegierten den Antrag des Bundesvorstandes, der Bund und Länder zu einem verlässlichen Handeln in der Vertriebenen-, Aussiedler- und Minderheitenpolitik auffordert. Der Antrag unterstreicht insbesondere die Bedeutung des gesetzlichen Auftrags für die Kulturarbeit nach § 96 Bundesvertriebenengesetz (BVFG) und fordert dessen vollständige Umsetzung sowie eine dauerhaft gesicherte Finanzierung. Neben der institutionellen Kulturarbeit hebt der Antrag ausdrücklich die kulturelle Breitenarbeit der Verbände und Landsmannschaften hervor und betont die Notwendigkeit, Wissen über Flucht, Vertreibung und Neuanfang generationenübergreifend zu vermitteln. Weitere Schwerpunkte liegen auf der Stärkung der deutschen Minderheiten in Ostmittel-, Ost- und Südosteuropa, auf der Verbesserung der rechtlichen und sozialen Gleichstellung von Aussiedlern und Spätaussiedlern sowie auf dem Einsatz für ein völkerrechtlich anerkanntes und strafbewehrtes Vertreibungsverbot. Der Antrag versteht sich damit als programmatische Leitlinie für die weitere politische Arbeit der UdVA.

Auf Initiative aus der Mitte der Bundesdelegiertentagung wurden außerdem Anträge verabschiedet, die eine stärkere Einbindung der deutschen Minderheiten auch in die parteipolitische Arbeit sowie die Zukunftssicherung des Oberschlesischen Landesmuseums in Ratingen zum Ziel haben.

Historische Perspektiven auf Flucht, Vertreibung und Erinnerung
Einen weiteren inhaltlichen Schwerpunkt der Bundesdelegiertentagung bildeten zwei wissenschaftliche Vorträge, die zentrale Aspekte der Vertriebenengeschichte aus zeithistorischer Perspektive beleuchteten und zur vertieften Auseinandersetzung anregten.

Prof. Dr. Manfred Kittel, Gründungsdirektor der Bundesstiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“, sprach zum Thema „Erinnerung ohne Ende? – Perspektiven auf Flucht und Vertreibung im Spiegel der Zeitgeschichte“. In seinem Vortrag zeigte er auf, dass Flucht und Vertreibung nicht allein historische Ereignisse der unmittelbaren Nachkriegszeit seien, sondern bis heute nachwirkten – in Familienbiografien, im kollektiven Gedächtnis und in politischen Debatten. Außerdem zeigten sich Parallelen in der aktuellen Weltlage, wie etwa im Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Kittel verdeutlichte, dass Erinnerung an Flucht und Vertreibung immer wieder neu ausgehandelt werde und sich im Spannungsfeld von historischer Verantwortung, gesellschaftlichem Wandel und politischer Gegenwart befinde.

Dr. Vincent Regente wiederum, ebenfalls Historiker und Leiter des Bereichs EU und Europa bei der Deutschen Gesellschaft e.V., widmete sich in seinem Vortrag „Unsichtbar? – Vertriebene in der SBZ/DDR“ einem lange wenig beachteten Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte. Er zeichnete nach, wie das Schicksal der Vertriebenen in der Sowjetischen Besatzungszone und später in der DDR politisch marginalisiert und gesellschaftlich überdeckt wurde. Die Erfahrungen von Verlust, Eingliederung und Neuanfang seien dort kaum öffentlich thematisiert worden und vielfach im offiziellen Geschichtsbild unsichtbar geblieben. Regente machte deutlich, dass diese verdrängte Erinnerung bis heute nachwirke und eine differenzierte Aufarbeitung notwendig sei, um die gesamtdeutsche Dimension von Flucht und Vertreibung vollständig zu erfassen.

Beide Vorträge mündeten in eine lebendige und engagierte Aussprache, in der die Delegierten die historischen Impulse aufgriffen, vertieften und mit aktuellen Fragen der politischen und gesellschaftlichen Verantwortung verbanden. Damit unterstrichen die Beiträge eindrucksvoll den Anspruch der UdVA, politische Arbeit mit historischer Tiefenschärfe und offener Debatte zu verbinden.

UdVA: Geschlossen, handlungsfähig und mit klarem Auftrag
Die Bundesdelegiertentagung 2025 zeigte die UdVA geschlossen, politisch handlungsfähig und thematisch klar positioniert. Mit der turnusgemäßen Wahl des Bundesvorstands und klaren inhaltlichen Beschlüssen stellte die Vereinigung die Weichen für die weitere Arbeit in der laufenden Legislaturperiode. Die Impulse aus Politik, Verbänden und Wissenschaft unterstrichen die gewachsene Bedeutung der UdVA innerhalb der Union und ihren Anspruch, die Anliegen der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten weiterhin wirksam in Partei und Gesellschaft einzubringen.