
Vorgestern, am 25. April 2017, ist Dr. Sieghard Rost, unser treuer Freund und Ehrenmitglied des Bundesvorstandes der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung – Union der Vertriebenen und Flüchtlinge (OMV/UdV), im Alter von 95 Jahren in Nürnberg verstorben.
Sieghard Rost war ein Pommer, der durch den Zweiten Weltkrieg, durch Flucht und Vertreibung nach Franken gekommen war. Geboren wurde er am 7. November 1921 in Woldisch Tychow bei Köslin. Auf das Abitur am Kösliner Gymnasium folgte der Einzug zum Kriegsdienst. 1944, am Tage seiner Hochzeit, musste er die Heimat verlassen. Los ließ sie ihn nie.
Nach dem Krieg studierte Rost Geschichte und Germanistik in Erlangen, promovierte dort zum Dr. phil. und stieg als Philologe in Weißenburg und Nürnberg zum Oberstudiendirektor auf. Die Heimat seiner Frau wurde für ihn zur „zweiten Heimat". Er war ein allseits geachteter Lehrer, der vielen namhaften bayerischen Politikern schon während der Schulzeit den Weg wies. Politisch betätigte er sich für die CSU, ab 1966 als Stadtrat in Nürnberg und dann von 1970 bis 1990 als Mitglied des Bayerischen Landtages. Dort arbeitete er für die Region Mittelfranken, besonders in der Kultur- und Bildungspolitik, und trug maßgeblich zum Aufbau eines Regionalstudios des Bayerischen Rundfunks in Nürnberg bei.
Seiner pommerschen Herkunft und seines klaren Eintretens für die Einheit Deutschlands wegen wurde Sieghard Rost Fraktionssprecher für Vertriebene und Aussiedler und in der Nachfolge Willi Luckes 1977 Vorsitzender der Union der Vertriebenen der CSU (UdV). Seit 1977 war er Mitglied des OMV-Bundesvorstandes und seit 2001 dessen Ehrenmitglied.
Seine Erfahrungen im Schuldienst und in der Politik nutzte Rost früh als Fundament für den Brückenbau in die Heimat: Er initiierte Schulpartnerschaften und förderte den kulturellen Austausch. Von seinen ersten persönlichen Wiederbegegnungen mit Pommern kehrte er sehr ernüchtert zurück, insbesondere weil er deren deutsche Vergangenheit zu großen Teilen „ausgelöscht" vorfand. Unverzagt aber knüpfte er jahrzehntelang Kontakte und weckte bei den Bewohnern Köslins/Koszalins und vieler Gemeinden des ehemaligen Kreises Belgard, aber auch in Franken und Bayern erfolgreich das Interesse für das gesamtdeutsche Kulturerbe und die gemeinsame Geschichte. Seine Erinnerungen an die Heimat, an die politischen Umbrüche in seinem Leben sowie die Motive seines Engagements schrieb er in drei Büchern nieder und trat so auch als Autor in Erscheinung.
Für seinen Einsatz wurde Rost vielfach ausgezeichnet, etwa mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, dem Bayerischen Verdienstorden, der Bayerischen Staatsmedaille für soziale Verdienste oder der Bürgermedaille der Stadt Nürnberg. Eine der größten Freuden jedoch war für ihn, dass es ihm noch im letzten Jahr, zum 750. Jubiläum Köslins, gelang, ein gemeinsames Konzert der Nürnberger Symphoniker und der Philharmonie Köslin zu organisieren.
Mit Dr. Sieghard Rost hat mich eine jahrzehntelange Freundschaft verbunden. Seine aufrechte Haltung, seine nach innen unverblümte, manchmal schmerzhafte Kritik und seine trotzdem unverbrüchliche Loyalität werden mir fehlen. Zum 90. Geburtstag gratulierte ich ihm in Nürnberg persönlich mit einem Zitat aus dem 90. Psalm: „Unser Leben währet siebenzig Jahr, und wenn's hoch kommt, so sind's achtzig Jahr." Unser Herrgott hat Sieghard Rost 95 erfüllte Jahre geschenkt.
Seiner Familie bleibe ich in stillem Gedenken verbunden.
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